
Zuverlässige Aussagen zu Effizienz, Funktionstüchtigkeit und Lebensdauer von Windenergieanlagen sind für ihre Realisierung unverzichtbar. Zu diesem Zweck vermisst das IWES im Anwendungszentrum für Windenergie-Feldmessungen (AWF) laufende Anlagen, prüft mechanische Beanspruchungen und bestimmt ihr Leistungsverhalten. Zur Erforschung der aero-servo-hydro-elastischen Simulation von WEA programmiert das IWES das MoWiT-Simulationsmodell zur Lastrechnung und Echtzeitsimulation. Das MoWiT dient der Optimierung von Windenergiesystemen und Entwicklung von KI-Modellen.
Der rasant wachsende Wettbewerb in der Windenergie verlangt hochqualitative, effiziente Prozesse, mit denen Prototypen und Altanlagen im Feld vermessen, analysiert und optimiert werden können. Entwickler, Hersteller, Betreiber und technische Dienstleister benötigen ebenso wie Banken und Versicherungen zuverlässige Aussagen über die Effizienz, Funktionstüchtigkeit und Lebensdauerperspektive ihrer Anlagen.
Das Anwendungszentrum für Windenergie-Feldmessungen (AWF), eine Kooperation des Fraunhofer IWES und der "fk-wind" der Hochschule Bremerhaven, bietet (als Partner in Forschungs- und Entwicklungsprojekten) die Vermessung laufender Anlagen als Dienstleistung an.
Das AWF verfügt über hochqualifiziertes (wissenschaftliches und technisches) Personal und ist als Prüflaboratorium nach ISO 17025 für die Prüfung mechanischer Beanspruchungen und die Bestimmung des Leistungsverhaltens von Windenergieanlagen akkreditiert. Zudem kann auf die einzigartige Test- und Prüfinfrastruktur des gesamten IWES zurückgegriffen werden.
Das AWF am IWES plant Vermessungen von Windenergieanlagen und führt diese durch. Dabei werden nach Absprache mit dem Kunden die relevanten nationalen und internationalen Normen und Richtlinien angewendet. Erfasst werden zum Beispiel meteorologische Größen und die produzierte Leistung nach IEC 61400-12 und/oder Beanspruchungsgrößen nach IEC 61400-13.
Neben den Normspezifischen Messungen der Gesamtanlage werden insbesondere auch Messungen von spezifischen Komponenten der Windenergieanlagen (z. B. Lager, Rotorblätter etc.) durchgeführt. Dabei kann das gesamte an den IWES-eigenen Prüfständen erworbene Know-how der anderen IWES-Abteilungen über diese Komponenten in die Planung, Durchführung und Auswertung der Messkampagnen einfließen.
Zur Auswertung und Interpretation der Messdaten werden außerdem die wichtigsten Betriebsdaten der Windenergieanlage, wie z. B. Azimutposition und Drehzahl, miterfasst. Zusätzlich bietet das AWF an, an allen Anlagenkomponenten spezielle Messkampagnen (z. B. nach VDI 3834) sowie weitere kundenspezifische Messungen durchzuführen. Dies umfasst unter anderem die Vermessung des aeroelastischen Verhaltens von Rotorblättern, bei dem in den vergangenen Jahren umfangreiche Erfahrungen gewonnen werden konnten. Im Bereich der Akustik bietet das AWF sowohl Messungen des Gesamtschalldruckpegels gemäß IEC 61400-11 als auch Messungen mit der akustischen Kamera zur Lokalisation von Geräuschquellen an.
Ausblick von oben: Ausführung von standardisierten und kundenspezifischen Messkampagnen an Windenergieanlagen © Fraunhofer IWES
Die Gruppe Gesamtanlagendynamik am Fraunhofer IWES forscht auf dem Gebiet der aero-servo-hydro-elastischen Simulation von Windenergieanlagen (WEA). Im Fokus steht die Verbesserung von Simulations- und Validierungsmethoden für On- und Offshore sowie für schwimmende Windenergieanlagen. Dafür wurde das MoWiT-Simulationsmodell für die Lastrechnung und die Echtzeitsimulation programmiert. MoWiT bildet die Grundlage zur Optimierung von Windenergiesystemen mittels eines eigens entwickelten Python-basierten Optimierungs- und Automatisierungsframeworks sowie zur Entwicklung von KI-Modellen.
Durch kundenspezifische Simulationsstudien werden Fragen, wie die Fähigkeit schwimmender Windenergieanlagen zur Selbstausrichtung und Rückwirkung auf den Energieertrag, beantwortet und der Gültigkeitsbereich aktueller Simulationsmodelle durch Anwendung neuer Validierungsmethoden abgesichert.
Das Fraunhofer IWES forscht auf dem Gebiet der schwimmenden Windenergieanlagen und bietet Dienstleistungen von der Modellierung bis zur Validierung numerischer Simulationsmodelle an. Das umfasst die Validierung von Herstellerangaben zur Dynamik des schwimmenden Systemmodells durch numerische Simulationsstudien und den Vergleich mit Messdaten aus Tanktests. Ebenfalls dazu gehören simulative Untersuchungen zur Selbstausrichtungsfähigkeit bei Verwendung einer Single-Point-Mooring und die resultierende Auswirkung auf den jährlichen Energieertrag.
Das Leistungsspektrum umfasst auch das Skalieren schwimmender Windenergiesysteme auf zukünftige Anlagengrößen. Für verschiedene Fundamentkonzepte können so mechanische Lasten bestimmt und Kosten zukünftiger, schwimmender Windparks bewertet werden.
Für künftige Fragestellung zur Erbringung von Systemdienstleistungen werden in einem ganzheitlichen Ansatz Modelle der Leistungselektronik und vom mechanischen Triebstrang gekoppelt und deren Wechselwirkung bei Netzfehlern sowie die Auswirkung auf die Dynamik der schwimmenden Windenergieanlage untersucht.
Das schwimmende Systemmodell in MoWiT ist echtzeitfähig und eignet sich damit zur Integration in gängige Echtzeithardware (z. B. Opal-RT, Beckhoff) für Hardware-in-the-Loop Anwendungen. MoWiT wird unter anderem an den IWES-Prüfständen DyNaLab und HilGridCop als Echtzeitmodell zur Hardware-in-the-Loop-Simulation als digitaler WEA-Zwilling der Kunden-WEA eingesetzt.
Für künftige Anlagengrößen spielen Komponententests eine immer größere Rolle, wodurch die Relevanz von validierten Komponentenmodellen weiter steigt. Das IWES bietet Validierungsmethoden, die den Gültigkeitsbereich existierender Simulationsmodelle bewertbar machen und dem Kunden dabei helfen, Risiken in der Modellierung zu reduzieren.
IEA Task 30 OC4 Phase II schwimmende Halbtaucher Offshore-Windenergieanlage in MoWiT © Fraunhofer IWES