BSH beauftragt Fraunhofer IWES mit geophysikalischer Baugrundvorerkundung in der Nordsee

Pressemitteilung /

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) vergibt seit 2017 die Vorerkundungen von Windparkflächen in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) in Nord- und Ostsee zentral über ein Ausschreibungsverfahren nach dem Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG). Auf Basis dieser Vorerkundungen können interessierte Windparkbetreiber die Flächen einschätzen und sich auf deren Bebauung bewerben. Wichtige Informationen zu Meeresumwelt, Baugrund, Wind und ozeanographischen Verhältnissen ermöglichen den Bietern, Bauaufwand und zu erwartenden Ertrag besser abzuschätzen.

Für die Vermessungen im Jahr 2020 wurde das Fraunhofer IWES das dritte Jahr in Folge vom BSH als vielversprechendster Projektpartner ausgewählt und somit beauftragt, die Flächen N-06-06 und N-06-07 in der deutschen AWZ zu vermessen. Die diesjährigen Vermessungen sollen voraussichtlich im Juni/Juli 2020 stattfinden. Nach den mehrwöchigen Vermessungsarbeiten auf See werden die Daten in den Bremer und Bremerhavener Büros des Fraunhofer IWES aufbereitet und ausgewertet. Das Projekt soll bis zum November 2020 abgeschlossen sein.

„Mit dem Projekt hat das Fraunhofer IWES eine gute Möglichkeit, die in den letzten Jahren entwickelte Expertise erneut in den strategischen Ausbau der regenerativen Energien im Rahmen der Energiewende einzubringen“, ist Prof. Andreas Reuter, Leiter des Fraunhofer IWES, überzeugt.

Geophysikalische Vermessungen sind entscheidend für die Planung der Windturbinenfundamente, deren Bau einen großen Anteil an den Gesamtkosten eines Windparks hat. Durch eine genaue Kenntnis der Baugrundverhältnisse lassen sich die passenden Tragstrukturen auswählen und dimensionieren. Geophysikalische Methoden, vor allem seismische Messmethoden, erlauben die Erstellung eines detaillierten Untergrundmodells der komplexen Sedimentschichten in der Nordsee. Mit spezialisierten Messgeräten werden Schallpulse ausgesandt, welche an Sedimentgrenzschichten reflektiert und anschließend durch eine Schleppantenne mit einer Vielzahl von Schallempfängern aufgezeichnet und für die spätere Bearbeitung gespeichert werden. Durch komplexe Bearbeitungsalgorithmen können aus diesen Daten dann vertikale Profilschnitte durch den Untergrund erstellt werden, die die Sedimentstrukturen bis in eine Tiefe von bis zu mehreren 100 m unterhalb des Meeresgrundes detailliert abbilden. Anhand dieser Profilschnitte können wichtige Grenzflächen wie z.B. die Umrisse von eiszeitlichen Tunneltälern für die Erstellung eines Baugrundmodells auskartiert werden. Diese Methodik hat das Fraunhofer IWES bei der Vorerkundung für mehrere deutsche Windparks und in verschiedenen Forschungsprojekten sowohl in Nord- als auch Ostsee bereits erfolgreich eingesetzt.

„Wir sind sehr erfreut, dass wir diese Vermessung auch in diesem Jahr für das BSH durchführen können. Mit der am Fraunhofer IWES verfügbaren seismischen Ausrüstung und unserer Erfahrung in der Aufnahme und Auswertung seismischer Daten stellen wir den idealen Partner dar, um solche Vermessungen von Windparkflächen durchzuführen,“ so Dr. Benedict Preu, Abteilungsleiter Baugrunderkundung am Fraunhofer IWES.

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Das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES sichert Investitionen in technologische Weiterentwicklungen durch Validierung ab, verkürzt Innovationszyklen, beschleunigt Zertifizierungsvorgänge und erhöht die Planungsgenauigkeit durch innovative Messmethoden im Bereich der Windenergie. Derzeit sind rund 220 Wissenschaftler/-innen und Angestellte sowie mehr als 80 Studierende an fünf Standorten beschäftigt: Bremerhaven, Hannover, Bremen, Hamburg und Oldenburg.

© Fraunhofer IWES/Dr.Stefan Wenau
Das Fraunhofer IWES setzt fortschrittliche geophysikalische Messmethoden zur Baugrunderkundung für Offshore Windparks ein.